Krank und trotzdem bei der Arbeit?
Der Kopf dröhnt, die Nase ist zu und der Husten kaum zu unterdrücken – und dennoch schleppen sich Menschen mit diesen offensichtlichen Krankheitssymptomen tagein tagaus zur Arbeit. Dass dieses falsche Pflichtbewusstsein nicht nur dem Betroffenen selbst, sondern auch Kolleginnen und Kollegen teils erheblich schaden kann, muss offen angesprochen werden. Neben Arbeitgebern sind auch Mediziner hier in der Pflicht, Aufklärung zu leisten.
Präsentismus – das neue Krankfeiern?
Der sogenannte Präsentismus, der das Phänomen, krank zu arbeiten beschreibt, ist in Deutschland weit verbreitet. So zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes, dass 67 Prozent aller Erwerbstätigen mindestens einmal im Jahr zur Arbeit gehen, obwohl sie nicht fit sind. Zwölf Prozent gaben an, dies sogar an mehr als zehn Tagen so zu praktizieren. Lediglich jeder Fünfte blieb demnach konsequent bei Unwohlsein zu Hause. Auf den ersten Blick mag es löblich wirken, dass der Angestellte trotz Krankheit seiner beruflichen Tätigkeit nachgeht. Gründe, die ihn dazu antreiben, gibt es schließlich viele: So will man seinen Chef nicht enttäuschen, fürchtet um die Vertragsverlängerung oder möchte die Kollegen nicht hängen lassen.
Falsch verstandener Arbeitseifer
Auch wenn man grundsätzlich nicht ganz falsch mit der Vermutung liegt, dass der Arbeitgeber über eine Krankschreibung nicht erfreut sein wird, tut man diesem mindestens genauso wenig einen Gefallen damit, sich trotz mangelnder Gesundheit ins Büro zu schleppen. Zunächst muss beachtet werden, dass man eine Krankheit leicht verschleppen kann, wenn man diese nicht vollständig auskuriert, so dass man früher oder später doch dazu gezwungen sein wird, das Bett zu hüten. Im schlimmsten Fall kann dieser falsche Arbeitseifer sogar in einer chronischen Erkrankung münden. Außerdem ist die Leistungsfähigkeit des Einzelnen im Krankheitsfall häufig stark eingeschränkt; Die Fehlerquote steigt merklich und aus vermindertem Konzentrationsvermögen resultierende Unfälle können nicht ausgeschlossen werden. Auch für Kollegen stellt der kranke Mitarbeiter ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko dar, da die Infektionsgefahr gerade in den ersten beiden Tagen einer Erkrankung am höchsten ist. Dass der Chef wenig davon hat, wenn die halbe Belegschaft am Ende das Bett hüten muss, ist einleuchtend. Durchschnittlich 2.400 Euro gehen einem Unternehmen pro Jahr an einen Angestellten verloren, der sich trotz Krankheit zur Arbeit schleppt. Wer stattdessen zu Hause bleibt, um sich in Ruhe auszukurieren, verursacht gerade einmal die Hälfte der Kosten.
Schluss mit dem Mythos vom unermüdlichen Arbeiter
Gerade in sozialen Berufen und hier vorrangig bei Frauen lässt sich Präsentismus besonders häufig beobachten. So betonen Krankenpflegerinnen, die ohnehin enormen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt sind, dass sie Kollegen, nicht zuletzt aber auch Patienten nicht im Stich lassen können. Arbeitgeber, aber auch behandelnde Ärzte sind hier angehalten, Betroffene über die negativen Folgen ihres Handelns aufzuklären und ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass eine Auszeit die sinnvollere Alternative ist. Noch immer hält sich das Bild vom unermüdlichen Mitarbeiter, der sich von nichts und niemandem unterkriegen lässt, hartnäckig. Aktionen wie die Einführung einer Prämie für Angestellte, die im Jahr keinen einzigen Tag fehlen, spornen Erwerbstätige zusätzlich an, trotz mangelnder Gesundheit dem Beruf nachzugehen. Ein Umdenken in der Gesellschaft ist unerlässlich, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und ein für alle Mal mit dem Gedanken abzuschließen, dass ein Mitarbeiter, der sich krankschreiben lässt, nur zu faul zum arbeiten sei.
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